Aus- & Weiterbildungen



Besser Reiten – 3 Tipps für einen sicheren Takt

Die Skala der Ausbildung: Takt - Foto: Thoms Lehmann


Warendorf (fn-press). Sie ist das Fundament der klassischen Reitlehre: Die Skala der Ausbildung. Sie ist auf das Wohlbefinden und die Gesunderhaltung des Pferdes ausgerichtet. Ein Pferd, das nach den Grundsätzen der klassischen Reitlehre ausgebildet wird, hat Vertrauen zum Reiter, arbeitet gern mit diesem zusammen, zeigt sich zufrieden und leistungsbereit. Das ist der Grundstein für eine harmonische Reiter-Pferd-Beziehung, egal auf welchem sportlichen Level oder in welcher Disziplin. Takt, Losgelassenheit, Anlehung, Schwung, Geraderichtung und Versammlung sind die sechs Punkte der Skala der Ausbildung. "Tatsächlich gehören aber noch die beiden übergeordneten Punkte Durchlässigkeit und die Verbesserung des Gleichgewichts dazu", erklärt Thies Kaspareit, Leiter der der Abteilung Ausbilung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN).


Taktmäßige Bewegungen sind die Grundvoraussetzung für jede weitere Arbeit. Takt hat viel mit dem richtigen Tempo zu tun. Ein dauerhaft falsch gewähltes Tempo erschwert es dem Pferd, Gleichgewicht und Takt zu finden. Sein Auge und Gefühl für das individuelle Wohlfühltempo des Pferdes und seine Bewegungsabläufe zu schulen, ist eine Aufgabe für alle Reiter*innen und Ausbilder*innen.


Schritt - Viertakt

Erkennt man deutlich am Klang. Schreitet das Pferd geregelt, bilden das Vorder- und Hinterbein auf einer Seite für einen kurzen Moment ein V.


Trab - Zweitakt

Die diagonalen Beinpaare fußen parallel ab. Das heißt vorne links und hinten rechts, Schwebephase, vorne rechts und hinten links, Schwebephase.


Galopp - Dreitakt in sechs Phasen

Eine Besonderheit des Galopps ist der sogenannte Handgalopp: Je nachdem welches seitliche Beinpaar weiter vorgreift, sprechen wir von Links- oder Rechtsgalopp, im Handgalopp ist es stets das innere Beinpaar.


Besser Reiten – 3 Tipps für einen sicheren Takt

Hoch und runter

Egal in welcher Gangart, bergauf und bergab zu reiten, sollte fest in den Trainingsplan. Das fördert nicht nur Kondition und Trittsicherheit, sondern dient dem Gleichgewicht des Pferdes und schult den Takt. Dabei ist es wichtig, das Tempo vor allem bergab nicht zu eilig zu wählen.


An sich selbst denken

Der Reiter sollte sich fragen: Sitze ich richtig, ausbalanciert uns losgelassen auf dem Pferd? Wer gut sitzt, gibt seinem Pferd die Möglichkeit, sich im Takt zu bewegen. Aufwärmen vor dem Reiten aber auch Stabilisations- und Dehnübungen für die Mittelpositur können euch dabei helfen.


Can you feel the beat?

Das Pferd gibt den Takt vor. Um diesen auch gemeinsam zu finden, schaut das Pferd einmal ohne Reiter genau an. Lasst es also frei laufen oder longiert und überprüft in allen drei Grundgangarten den Takt. Zählt mit und merkt euch den Rhythmus. Vielleicht gibt es dazu ein passendes Lied? Diesen Rhythmus sollte sich der Reiter auch im Sattel wieder vor Augen führen, um so den Takt des Pferdes nicht zu stören, sondern zu fördern.

5 Tipps für mehr Losgelassenheit

Die Skala der Ausbildung: Losgelassenheit - Foto: Thoms Lehmann


Warendorf (fn-press). Was bedeutet eigentlich Losgelassenheit? Die Skala der Ausbildung umfasst die sechs Punkte: Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung, Geraderichtung und Versammlung und ist nicht nur das Fundament der klassischen Reitlehre, sondern auch der Grundstein für eine harmonische Reiter-Pferd-Beziehung.


"Von Losgelassenheit spricht man, wenn das Pferd unverkrampft seine Muskulatur einsetzen kann und gelassen mitarbeitet. Es gibt also immer die Komponenten körperlich und mental", sagt Lina Otto, Pferdewirtschaftsmeisterin und FN-Ausbildungsexpertin. Das losgelassene Pferd dehnt sich vertrauensvoll an das Gebiss heran – es bewegt sich in Dehnungshaltung und lässt den Hals aus dem Widerrist heraus fallen. Diese Dehnungsbereitschaft ist die Grundvoraussetzung für das Erarbeiten einer korrekten Anlehnung und nimmt damit eine Schlüsselfunktion ein. Die Losgelassenheit äußert sich für den Reiter darin, dass er auf dem Pferd zum Sitzen und Treiben kommt. Losgelassene Pferde bewegen sich fleißig, ohne eilig zu sein. Auf einem Pferd, das losgelassen über den Rücken arbeitet, kommt der Reiter gut zum Sitzen und Treiben.


5 Tipps für mehr Losgelassenheit


Gezielte Atemübungen

Das Pferd kann nicht losgelassener sein als der Mensch im Sattel. Deshalb sind Balance- und Dehnübungen eine gute Ergänzung zum Reiten, um losgelassen im Sattel Platz zu nehmen. Aber auch die innere Losgelassenheit ist entscheidend. Gezielte Atemübungen vor dem Aufsitzen oder auch im Sattel lenken die Aufmerksamkeit nach innen und beruhigen.


Leichter Sitzen

Der Reiter kann in der Lösungsphase im Galopp immer wieder den leichten Sitz einbauen und so dem Pferd die Möglichkeit geben, loszulassen. Auch in der Arbeitsphase kann der Reiter zurück ins Leichttraben oder in den leichten Sitz wechseln, wenn er merkt, dass die gemeinsame Losgelassenheit verloren geht.


Schwing die Hufe

Trabt das Pferd über niedrige Cavaletti, muss es seine Gliedmaßen höher anheben und weiter vorschwingen. Auch im Galopp fußt das Pferd dynamischer ab. Das hebt den Rücken und fördert neben der Losgelassenheit auch den Muskelaufbau.


Locker flockig

Nur losgelassene Muskulatur kann sich positiv entwickeln. Daher liegt der Schlüssel zu einem starken Rücken in der lösenden Arbeit: Regelmäßiges Zügel-aus-der-Hand-kauen-Lassen fördert die Dehnungsbereitschaft und verhindert Verspannung. Gerade wenn der Reiter mit seinem Pferd Neues lernt, ist es wichtig, immer wieder auf diese Übung zurückzukommen und das Wohlbefinden zu erhalten.


Wundermittel Übergänge

Übergänge sind wahre Wundermittel: Flüssig von hinten nach vorne über den Rücken geritten, verbessern sie die Muskeltätigkeit. Insbesondere die Übergänge zwischen Arbeitstrab und Arbeitsgalopp sind gut für den Rücken.



Tipps für eine feinere Anlehnung

Die Skala der Ausbildung: Anlehnung

Besser reiten - Praxistipps für eine feinere Anlehnung

Die Skala der Ausbildung - Foto: Thoms Lehmann 


Die Anlehnung ist eine stete, weich federnde Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul. Foto: Thoms Lehmann


Warendorf (fn-press). Was ist eigentlich Anlehnung? Definiert ist sie als eine stete, weich federnde Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul. Die Anlehnung ist einer der sechs Punkte der Skala der Ausbildung. Dazu gehören außerdem Takt, Losgelassenheit, Schwung, Geraderichtung und Versammlung. Die Skala der Ausbildung ist nicht nur das Fundament der klassischen Reitlehre, sondern auch der Grundstein für eine harmonische Reiter-Pferd-Beziehung.


Korrekte Anlehnung entsteht durch Treiben von hinten nach vorn – an die Hand heran. Nur wenn sich das Pferd losgelassen an das Gebiss herandehnt, entsteht eine konstante Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul und nur daraus kann sich Anlehnung entwickeln.


Vom Pferd gesucht, vom Reiter gestattet - Dieser Grundsatz stellt klar, dass Anlehnung das Vertrauen zur Reiterhand braucht. Wer Anlehnung nur mit dem Zügel oder mit Zwang zu erreichen versucht, befindet sich in einer Sackgasse.


Dabei ist zunächst egal, in welcher Kopf-Hals-Haltung das Pferd sich befindet. Auch ein Springpferd, das zum Sprung galoppiert, mit etwas höherer Nase, befindet sich in Anlehnung.


Tipps für eine feinere Anlehnung

Reiten mit einer Hand

Wer beide Zügel in eine Hand nimmt, führt das Gebiss ruhiger und leichter. Viele Pferde danken dies mit verbesserter Selbsthaltung und Herantreten an die Reiterhand. Auch das Überstreichen und das Zügel-aus-der-Hand-kauen-Lassen fördern eine feine Verbindung.


Auf einer Linie

Zwischen Pferdemaul und Reiterhand verläuft immer eine gerade Linie. Hat die Linie einen Knick, ist meistens der Zügel zu lang oder die Hand zu hoch. Beides provoziert Anlehnungsprobleme durch zu starke Einwirkung.


Ringfinger Richtung Pferdemaul

Der Mensch lernt in Bildern. Wer sich vorstellt, dass der Ringfinger wie mit einem Magnet vom Gebissring angezogen wird, schafft eine weichere Verbindung zum Pferdemaul.


Schultern lockern

Viele Reiter halten unbewusst die Luft an und verspannen sich dadurch im Schultergürtel. Negative Folge: Die Hand wird fest, die Anlehnung auch. Daher: In jeder Ecke ausatmen und die Hände nach vorne-unten sinken lassen.


Sitzt, passt und hat Luft

Vor der Anlehnung sieht die Skala der Ausbildung die Losgelassenheit. Und die kann das Pferd nur erreichen, wenn Gebiss und Reithalfter passend und pferdegerecht verschnallt sind. Ein strammes Reithalfter bereitet dem Pferd Unwohlsein – schlechte Voraussetzungen für eine feine Anlehnung.


Spiegel der Ausbildung

Die Qualität der Anlehnung sagt eine Menge über die Ausbildung des Pferdes aus. Fehler in der Verbindung haben ihre Ursache stets in einem anderen Punkt der Skala der Ausbildung. Das Pferd trägt sich nicht und stützt sich auf die Hand? Dann heißt es, die Hinterhand zu aktivieren, sprich die Versammlungsbereitschaft zu fördern.


Rahmen zulassen

Nur mit entsprechender Rahmenerweiterung hat das Hinterbein genügend Platz um weit unter den Körper zu schwingen. Dabei hilft die Vorstellung, die Zügel seien zwei Besenstiele mit denen das Gebiss nach vorne geschoben wird.


Haltung bewahren

In der Arbeitshaltung trägt das Pferd das Genick als höchsten Punkt, in der Dehnungshaltung lässt es aus dem Widerrist heraus den Hals fallen und dehnt sich nach vorwärts-abwärts. Ein Mischmasch aus beiden Haltungen gilt es zu vermeiden, das Wechselspiel zwischen Entspannen und Arbeiten fördert die Selbsthaltung und damit die gute Anlehnung.


Wer nachgibt, gewinnt

Eine gute Anlehnung setzt einen ausbalancierten, losgelassenen Reiter voraus. Wer nicht geschmeidig zum Sitzen kommt, vergisst oft das Nachgeben. Hier hilft eine abwechslungsreiche Trainingsgestaltung mit Sitzübungen, Springgymnastik und Reiten im Gelände.

Tipps für die Praxis zum Schwung

Die Skala der Ausbildung: Schwung

Besser reiten - Praxistipps für mehr Schwung

Skala der Ausbildung - Foto: Thoms Lehmann

Schwung entsteht erst, wenn der Rücken losgelassen schwingt. Foto: Thoms Lehmann


Warendorf (fn-press). Was genau ist der Schwung? Im Rahmen der Themenwoche zur Skala der Aubildung geht es jetzt um den Schwung. Damit ist die Übertragung des energischen Impulses aus der Hinterhand über den schwingenden Rücken auf die Gesamt-Vorwärts-Bewegung des Pferdes gemeint. Schwung ist einer der sechs Punkte der Skala der Ausbildung. Dazu gehören außerdem Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Geraderichtung und Versammlung. Die Skala der Ausbildung ist nicht nur das Fundament der klassischen Reitlehre, sondern auch der Grundstein für eine harmonische Reiter-Pferd-Beziehung.


Schwung entsteht erst, wenn der Rücken losgelassen schwingt. Es besteht also ein wichtiger Zusammenhang zwischen Losgelassenheit, Rückentätigkeit und Schwung. Dabei hat Schwung nichts mit Tempo zu tun.


Der Schritt hat keine Schwebephase und ist keine schwunghafte Gangart. Trab und Galopp haben eine Schwebephase und sind daher von Natur aus schwunghaft. Schwungvoll werden Bewegungen, wenn sich die Momente der Schwebephase verlängern – daran gilt es, zu arbeiten.


Tipps für die Praxis zum Schwung

Ruhe bewahren

Schwungentfaltung hat nichts mit schnellerem Reiten zu tun. Bei Verstärkungen ist es also wichtig, die Frequenz des Tempos zu halten und lediglich die Tritte und Sprünge größer werden zu lassen.


Übergänge – aber vorbereitet

Die größte Schwungentfaltung zeigt sich in der Verstärkung – aber dafür braucht es Schubkraft aus der Hinterhand. Der Reiter soll sich das Pferd als einen Bogen vorstellen, der gespannt und entspannt wird. Indem er das Pferd vor dem Zulegen beispielsweise in einer Volte aufnimmt oder im Schultervor das Hinterbein aktiviert, spannt er den Bogen und kann daraus hervorragend die Tritte und Sprünge vergrößern.


Richtig sitzen

Ein ausbalancierter Sitz ist nicht nur bei der Schwungentwicklung das A und O. Mit Ausgleichssport, Yoga oder Dehnübungen trainiert der Reiter Ausdauer und Beweglichkeit. Wer sich nicht den Bewegungen des Pferdes anpassen kann, verhindert schwungvolle Bewegungen.


Maria hilf

Besonders schwungvolle Pferde sind gar nicht so leicht zu sitzen. Bevor der Reiter im Sattel verkrampft, mit den Knien klemmt oder sich am Zügel festhält, kann er sich einen sogenannten „MariaHilf“-Riemen vorn an den Sattel schnallen, um unabhängig von der Hand in den Bewegungen mitschwingen zu können. Meist reicht es schon, nur mit den kleinen Fingern in den Riemen zu greifen um die Hand tief und ruhig halten zu können.

Praxis-Tipps für das Geraderichten

Die Skala der Ausbildung: Geraderichtung

Besser reiten - Praxistipps für das Geraderichten

Skala der Ausbildung - Foto: Stefan Lafrentz

 

Geraderichtung ist gleichmäßiges Gymnastizieren beider Körperhälften zum Ausgleichen der natürlichen Schiefe des Pferdes. Foto: Stefan Lafrentz


Warendorf (fn-press). Im Rahmen der Themenwoche zur Skala der Ausbildung, dreht es sich jetzt um die Geraderichtung. Damit ist das gleichmäßige Gymnastizieren beider Körperhälften zum Ausgleichen der natürlichen Schiefe des Pferdes gemeint. Geraderichtung ist einer der sechs Punkte der Skala der Ausbildung. Dazu gehören außerdem Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung und Versammlung. Die Skala der Ausbildung ist nicht nur das Fundament der klassischen Reitlehre, sondern auch der Grundstein für eine harmonische Reiter-Pferd-Beziehung.


Das Geraderichten dient dazu, die natürliche Schiefe auszugleichen, die jedes Pferd von Natur aus mitbringt. Ein Pferd, das geradegerichtet ist, bewegt sich mit Vorder- und Hinterbeinen auf einer Hufschlaglinie, das heißt also, dass das jeweils gleichseitige Beinpaar auf einer Linie geht und die Längsachsen aufeinander ausgerichtet sind.


Das spielt eine wichtige Rolle für die Gesunderhaltung des Pferdes, denn nur so kann das Pferd das Gewicht gleichmäßig auf beide Körperhälften verteilen. Andernfalls kommt es durch das Ungleichgewicht zur einseitigen Belastung von Muskeln, Sehnen und Gelenken. Das Geraderichten und die gleichmäßige Belastung beider Seiten verhindert vorzeitigen Verschleiß und ist damit praktizierter Tierschutz.


Pferde haben eine sogenannte "hohle Seite" und eine "Zwangseite". Wenn das Pferd nach rechts schief ist, dann hat es rechts die hohle Seite. Das merkt der Reiter daran, dass


das Pferd nicht sicher an den rechten Zügel herantritt, sich aber auf den linken vermehrt stützt.

das Pferd in Rechtwendungen über die Schulter nach außen ausweicht und zum Beispiel Volten oft zu groß werden.

der Linksgalopp sicherer und ausbalancierter ist und das Pferd auch fliegende Wechsel nach links besser springt.

der Reiter vor allem im Rechtsgalopp nach links gesetzt wird und in der Hüfte einknickt.

Ursache ist immer die Schiefe des Pferdes: Das rechte Hinterbein fußt außen an der Spur des Vorderbeins vorbei und entwickelt weniger Schub. Das linke Hinterbein trägt mehr zur Schubkraft bei und dadurch wird das linke Vorderbein mehr belastet. Bei einem Pferd, das nach links schief ist, treffen diese Punkte andersherum zu.


Praxis-Tipps für das Geraderichten

Schultervor

Beim Schultervor wird die Vorhand auf die Hinterhand eingerichtet, so dass das innere Hinterbein in Richtung zwischen die Vorderbeine tritt. Das äußere Hinterbein fußt weiter in die Spur des äußeren Vorderbeins, das Pferd muss also insgesamt mit den Hinterbeinen schmaler spuren und vermehrt Last aufnehmen. Das Schultervor ermöglicht damit nicht nur die Geraderichtung, sondern fördert auch die Versammlung. Besonders die Galopparbeit lässt sich mit dem Schultervor verbessern, weil das innere Hinterbein weiter unter den Schwerpunkt springt. Auch zur Vorbereitung und zum Beenden von Lektionen wie zum Beispiel Traversalen oder beim Anreiten von schmalen Hindernissen ist das Schultervor sehr nützlich.


Weg von der Wand

Die Bande kann als Begrenzung hilfreich sein, sie kaschiert aber auch Gleichgewichtsprobleme und mangelnde Geraderichtung. Das Reiten auf dem zweiten oder dritten Hufschlag sollte deshalb immer wieder ins Training eingebaut und auf eine sehr korrekte Linienführung geachtet werden. Vor allem im Galopp merkt der Reiter sehr schnell, ob er das Pferd wirklich gerade vor sich und sicher eingerahmt hat. Und auch in der Trabarbeit ist es durchaus sinnvoll, immer mal wieder ganz bewusst den ersten Hufschlag zu verlassen und zu fühlen, ob das Pferd sicher an beide Zügel herantritt. Auch das Einhalten der korrekten Hufschlaglinien – etwa bei Schlangenlinien oder Volten – stellt eine gute Überprüfung des Geraderichtens dar.


Stellung und Biegung

Gleichmäßige Längsbiegung auf beiden Händen macht das Pferd geschmeidig, beweglich und elastisch. Der Fachbegriff hierfür ist Geraderichtende Biegearbeit. Die seitliche Rumpfmuskulatur wird gedehnt und gekräftigt, die natürliche Schiefe ausgeglichen. Dabei ist es wichtig, beide Hände gleichmäßig zu gymnastizieren und nicht nur auf der Schokoladenseite zu reiten. Der Reiter sollte alle Übungen auf der besseren Seite beginnen und sie dann auch auf der schlechteren Hand durchführen. Die geraderichtende Biegearbeit mit Zirkeln, Schlangenlinien und Volten hilft hierbei.

FN Besser Reiten - Geraderichtung

Drei versammelnde Übungen für die Praxis

Die Skala der Ausbildung: Versammlung

Besser reiten - Praxistipps für die versammelnde Arbeit

Skala der Ausbildung - Foto: Thoms Lehmann 

Versammlung ist nur wertvoll, wenn Fleiß und Takt erhalten bleiben.


Warendorf (fn-press). Was ist eigentlich Versammlung? Mit Versammlung ist das Ausbalancieren auf kleinerer Grundfläche mit energisch herangeschlossenen Hinterbeinen in guter Selbsthaltung gemeint. Eine Themenwoche beschäftigt sich aktuell mit der Skala der Ausbildung und Versammlung ist einer der sechs Punkte der Skala der Ausbildung. Dazu gehören außerdem Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung und Geraderichtung. Die Skala der Ausbildung ist nicht nur das Fundament der klassischen Reitlehre, sondern auch der Grundstein für eine harmonische Reiter-Pferd-Beziehung.


Versammlung ist nur wertvoll, wenn Fleiß und Takt erhalten bleiben. „Ein ganz wichtiger Punkt bei der versammelnden Arbeit ist, dass man immer daran denken muss, dass das für das Pferd wirklich anstrengend ist. Das ist ungefähr vergleichbar mit der Kniebeuge beim Menschen“, sagt Lina Otto, Pferdewirtschaftsmeisterin und FN-Ausbildungsexpertin. Der Reiter solle die Anforderungen langsam steigern und dem Pferd zwischendurch immer wieder genügend Pausen geben, um die Muskulatur zu entspannen. „Wir sagen in der klassischen Reitlehre, nach jeder Reprise versammelnde Arbeit folgt eine Reprise im frischen Vorwärts, um einfach einen guten Wechsel zwischen Tragkraft und Schubkraft zu schaffen.“


Drei versammelnde Übungen für die Praxis

Galopp-Schritt-Übergänge

Übergänge sind auch hier ein wichtiges Mittel. Wird eine Gangart übersprungen, wie beim Galopp- Schritt-Übergang, sind die Wechsel gleich deutlich anspruchsvoller und dienen der Hinführung zur Versammlung. Einen ähnlichen Effekt haben auch ganze Paraden aus dem Versammelten Trab: Wer aus dem schwungvollen Trab harmonisch in ein geschlossenes Halten parieren kann, der ist auf dem Weg zur Lastaufnahme schon ein gutes Stück vorangekommen.


Zirkel verkleinern

Beim Zirkel verkleinern fordert der Reiter sein Pferd auf, mehr Last auf der Hinterhand aufzunehmen – je kleiner der Zirkel, desto höher das Maß an Tragkraft. Wichtig ist hierbei der Erhalt von Takt, Fleiß und Schwung – bereitet das Traben auf der kleinen Wendung dem Pferd noch Schwierigkeiten, lieber erstmal wieder vergrößern und die Qualität der Grundgangart wieder herstellen. Beim Vergrößern des Zirkels auch gerne an Zulegen denken um einen guten Wechsel zwischen Schub- und Tragkraftanforderung zu schaffen.


Volten

Volten sind ein Kraftakt fürs Pferd, denn korrekt geritten fordern sie viel Tragkraft von der Hinterhand des Pferdes.

FN Besser Reiten - Versammlung


Besser Reiten – 3 Tipps für einen sicheren Takt

Die Skala der Ausbildung: Takt - Foto: Thoms Lehmann


Warendorf (fn-press). Sie ist das Fundament der klassischen Reitlehre: Die Skala der Ausbildung. Sie ist auf das Wohlbefinden und die Gesunderhaltung des Pferdes ausgerichtet. Ein Pferd, das nach den Grundsätzen der klassischen Reitlehre ausgebildet wird, hat Vertrauen zum Reiter, arbeitet gern mit diesem zusammen, zeigt sich zufrieden und leistungsbereit. Das ist der Grundstein für eine harmonische Reiter-Pferd-Beziehung, egal auf welchem sportlichen Level oder in welcher Disziplin. Takt, Losgelassenheit, Anlehung, Schwung, Geraderichtung und Versammlung sind die sechs Punkte der Skala der Ausbildung. "Tatsächlich gehören aber noch die beiden übergeordneten Punkte Durchlässigkeit und die Verbesserung des Gleichgewichts dazu", erklärt Thies Kaspareit, Leiter der der Abteilung Ausbilung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN).


Taktmäßige Bewegungen sind die Grundvoraussetzung für jede weitere Arbeit. Takt hat viel mit dem richtigen Tempo zu tun. Ein dauerhaft falsch gewähltes Tempo erschwert es dem Pferd, Gleichgewicht und Takt zu finden. Sein Auge und Gefühl für das individuelle Wohlfühltempo des Pferdes und seine Bewegungsabläufe zu schulen, ist eine Aufgabe für alle Reiter*innen und Ausbilder*innen.


Schritt - Viertakt

Erkennt man deutlich am Klang. Schreitet das Pferd geregelt, bilden das Vorder- und Hinterbein auf einer Seite für einen kurzen Moment ein V.


Trab - Zweitakt

Die diagonalen Beinpaare fußen parallel ab. Das heißt vorne links und hinten rechts, Schwebephase, vorne rechts und hinten links, Schwebephase.


Galopp - Dreitakt in sechs Phasen

Eine Besonderheit des Galopps ist der sogenannte Handgalopp: Je nachdem welches seitliche Beinpaar weiter vorgreift, sprechen wir von Links- oder Rechtsgalopp, im Handgalopp ist es stets das innere Beinpaar.


Besser Reiten – 3 Tipps für einen sicheren Takt

Hoch und runter

Egal in welcher Gangart, bergauf und bergab zu reiten, sollte fest in den Trainingsplan. Das fördert nicht nur Kondition und Trittsicherheit, sondern dient dem Gleichgewicht des Pferdes und schult den Takt. Dabei ist es wichtig, das Tempo vor allem bergab nicht zu eilig zu wählen.


An sich selbst denken

Der Reiter sollte sich fragen: Sitze ich richtig, ausbalanciert uns losgelassen auf dem Pferd? Wer gut sitzt, gibt seinem Pferd die Möglichkeit, sich im Takt zu bewegen. Aufwärmen vor dem Reiten aber auch Stabilisations- und Dehnübungen für die Mittelpositur können euch dabei helfen.


Can you feel the beat?

Das Pferd gibt den Takt vor. Um diesen auch gemeinsam zu finden, schaut das Pferd einmal ohne Reiter genau an. Lasst es also frei laufen oder longiert und überprüft in allen drei Grundgangarten den Takt. Zählt mit und merkt euch den Rhythmus. Vielleicht gibt es dazu ein passendes Lied? Diesen Rhythmus sollte sich der Reiter auch im Sattel wieder vor Augen führen, um so den Takt des Pferdes nicht zu stören, sondern zu fördern.

5 Tipps für mehr Losgelassenheit

Die Skala der Ausbildung: Losgelassenheit - Foto: Thoms Lehmann


Warendorf (fn-press). Was bedeutet eigentlich Losgelassenheit? Die Skala der Ausbildung umfasst die sechs Punkte: Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung, Geraderichtung und Versammlung und ist nicht nur das Fundament der klassischen Reitlehre, sondern auch der Grundstein für eine harmonische Reiter-Pferd-Beziehung.


"Von Losgelassenheit spricht man, wenn das Pferd unverkrampft seine Muskulatur einsetzen kann und gelassen mitarbeitet. Es gibt also immer die Komponenten körperlich und mental", sagt Lina Otto, Pferdewirtschaftsmeisterin und FN-Ausbildungsexpertin. Das losgelassene Pferd dehnt sich vertrauensvoll an das Gebiss heran – es bewegt sich in Dehnungshaltung und lässt den Hals aus dem Widerrist heraus fallen. Diese Dehnungsbereitschaft ist die Grundvoraussetzung für das Erarbeiten einer korrekten Anlehnung und nimmt damit eine Schlüsselfunktion ein. Die Losgelassenheit äußert sich für den Reiter darin, dass er auf dem Pferd zum Sitzen und Treiben kommt. Losgelassene Pferde bewegen sich fleißig, ohne eilig zu sein. Auf einem Pferd, das losgelassen über den Rücken arbeitet, kommt der Reiter gut zum Sitzen und Treiben.


5 Tipps für mehr Losgelassenheit


Gezielte Atemübungen

Das Pferd kann nicht losgelassener sein als der Mensch im Sattel. Deshalb sind Balance- und Dehnübungen eine gute Ergänzung zum Reiten, um losgelassen im Sattel Platz zu nehmen. Aber auch die innere Losgelassenheit ist entscheidend. Gezielte Atemübungen vor dem Aufsitzen oder auch im Sattel lenken die Aufmerksamkeit nach innen und beruhigen.


Leichter Sitzen

Der Reiter kann in der Lösungsphase im Galopp immer wieder den leichten Sitz einbauen und so dem Pferd die Möglichkeit geben, loszulassen. Auch in der Arbeitsphase kann der Reiter zurück ins Leichttraben oder in den leichten Sitz wechseln, wenn er merkt, dass die gemeinsame Losgelassenheit verloren geht.


Schwing die Hufe

Trabt das Pferd über niedrige Cavaletti, muss es seine Gliedmaßen höher anheben und weiter vorschwingen. Auch im Galopp fußt das Pferd dynamischer ab. Das hebt den Rücken und fördert neben der Losgelassenheit auch den Muskelaufbau.


Locker flockig

Nur losgelassene Muskulatur kann sich positiv entwickeln. Daher liegt der Schlüssel zu einem starken Rücken in der lösenden Arbeit: Regelmäßiges Zügel-aus-der-Hand-kauen-Lassen fördert die Dehnungsbereitschaft und verhindert Verspannung. Gerade wenn der Reiter mit seinem Pferd Neues lernt, ist es wichtig, immer wieder auf diese Übung zurückzukommen und das Wohlbefinden zu erhalten.


Wundermittel Übergänge

Übergänge sind wahre Wundermittel: Flüssig von hinten nach vorne über den Rücken geritten, verbessern sie die Muskeltätigkeit. Insbesondere die Übergänge zwischen Arbeitstrab und Arbeitsgalopp sind gut für den Rücken.



Tipps für eine feinere Anlehnung

Die Skala der Ausbildung: Anlehnung

Besser reiten - Praxistipps für eine feinere Anlehnung

Die Skala der Ausbildung - Foto: Thoms Lehmann 


Die Anlehnung ist eine stete, weich federnde Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul. Foto: Thoms Lehmann


Warendorf (fn-press). Was ist eigentlich Anlehnung? Definiert ist sie als eine stete, weich federnde Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul. Die Anlehnung ist einer der sechs Punkte der Skala der Ausbildung. Dazu gehören außerdem Takt, Losgelassenheit, Schwung, Geraderichtung und Versammlung. Die Skala der Ausbildung ist nicht nur das Fundament der klassischen Reitlehre, sondern auch der Grundstein für eine harmonische Reiter-Pferd-Beziehung.


Korrekte Anlehnung entsteht durch Treiben von hinten nach vorn – an die Hand heran. Nur wenn sich das Pferd losgelassen an das Gebiss herandehnt, entsteht eine konstante Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul und nur daraus kann sich Anlehnung entwickeln.


Vom Pferd gesucht, vom Reiter gestattet - Dieser Grundsatz stellt klar, dass Anlehnung das Vertrauen zur Reiterhand braucht. Wer Anlehnung nur mit dem Zügel oder mit Zwang zu erreichen versucht, befindet sich in einer Sackgasse.


Dabei ist zunächst egal, in welcher Kopf-Hals-Haltung das Pferd sich befindet. Auch ein Springpferd, das zum Sprung galoppiert, mit etwas höherer Nase, befindet sich in Anlehnung.


Tipps für eine feinere Anlehnung

Reiten mit einer Hand

Wer beide Zügel in eine Hand nimmt, führt das Gebiss ruhiger und leichter. Viele Pferde danken dies mit verbesserter Selbsthaltung und Herantreten an die Reiterhand. Auch das Überstreichen und das Zügel-aus-der-Hand-kauen-Lassen fördern eine feine Verbindung.


Auf einer Linie

Zwischen Pferdemaul und Reiterhand verläuft immer eine gerade Linie. Hat die Linie einen Knick, ist meistens der Zügel zu lang oder die Hand zu hoch. Beides provoziert Anlehnungsprobleme durch zu starke Einwirkung.


Ringfinger Richtung Pferdemaul

Der Mensch lernt in Bildern. Wer sich vorstellt, dass der Ringfinger wie mit einem Magnet vom Gebissring angezogen wird, schafft eine weichere Verbindung zum Pferdemaul.


Schultern lockern

Viele Reiter halten unbewusst die Luft an und verspannen sich dadurch im Schultergürtel. Negative Folge: Die Hand wird fest, die Anlehnung auch. Daher: In jeder Ecke ausatmen und die Hände nach vorne-unten sinken lassen.


Sitzt, passt und hat Luft

Vor der Anlehnung sieht die Skala der Ausbildung die Losgelassenheit. Und die kann das Pferd nur erreichen, wenn Gebiss und Reithalfter passend und pferdegerecht verschnallt sind. Ein strammes Reithalfter bereitet dem Pferd Unwohlsein – schlechte Voraussetzungen für eine feine Anlehnung.


Spiegel der Ausbildung

Die Qualität der Anlehnung sagt eine Menge über die Ausbildung des Pferdes aus. Fehler in der Verbindung haben ihre Ursache stets in einem anderen Punkt der Skala der Ausbildung. Das Pferd trägt sich nicht und stützt sich auf die Hand? Dann heißt es, die Hinterhand zu aktivieren, sprich die Versammlungsbereitschaft zu fördern.


Rahmen zulassen

Nur mit entsprechender Rahmenerweiterung hat das Hinterbein genügend Platz um weit unter den Körper zu schwingen. Dabei hilft die Vorstellung, die Zügel seien zwei Besenstiele mit denen das Gebiss nach vorne geschoben wird.


Haltung bewahren

In der Arbeitshaltung trägt das Pferd das Genick als höchsten Punkt, in der Dehnungshaltung lässt es aus dem Widerrist heraus den Hals fallen und dehnt sich nach vorwärts-abwärts. Ein Mischmasch aus beiden Haltungen gilt es zu vermeiden, das Wechselspiel zwischen Entspannen und Arbeiten fördert die Selbsthaltung und damit die gute Anlehnung.


Wer nachgibt, gewinnt

Eine gute Anlehnung setzt einen ausbalancierten, losgelassenen Reiter voraus. Wer nicht geschmeidig zum Sitzen kommt, vergisst oft das Nachgeben. Hier hilft eine abwechslungsreiche Trainingsgestaltung mit Sitzübungen, Springgymnastik und Reiten im Gelände.

Tipps für die Praxis zum Schwung

Die Skala der Ausbildung: Schwung

Besser reiten - Praxistipps für mehr Schwung

Skala der Ausbildung - Foto: Thoms Lehmann

Schwung entsteht erst, wenn der Rücken losgelassen schwingt. Foto: Thoms Lehmann


Warendorf (fn-press). Was genau ist der Schwung? Im Rahmen der Themenwoche zur Skala der Aubildung geht es jetzt um den Schwung. Damit ist die Übertragung des energischen Impulses aus der Hinterhand über den schwingenden Rücken auf die Gesamt-Vorwärts-Bewegung des Pferdes gemeint. Schwung ist einer der sechs Punkte der Skala der Ausbildung. Dazu gehören außerdem Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Geraderichtung und Versammlung. Die Skala der Ausbildung ist nicht nur das Fundament der klassischen Reitlehre, sondern auch der Grundstein für eine harmonische Reiter-Pferd-Beziehung.


Schwung entsteht erst, wenn der Rücken losgelassen schwingt. Es besteht also ein wichtiger Zusammenhang zwischen Losgelassenheit, Rückentätigkeit und Schwung. Dabei hat Schwung nichts mit Tempo zu tun.


Der Schritt hat keine Schwebephase und ist keine schwunghafte Gangart. Trab und Galopp haben eine Schwebephase und sind daher von Natur aus schwunghaft. Schwungvoll werden Bewegungen, wenn sich die Momente der Schwebephase verlängern – daran gilt es, zu arbeiten.


Tipps für die Praxis zum Schwung

Ruhe bewahren

Schwungentfaltung hat nichts mit schnellerem Reiten zu tun. Bei Verstärkungen ist es also wichtig, die Frequenz des Tempos zu halten und lediglich die Tritte und Sprünge größer werden zu lassen.


Übergänge – aber vorbereitet

Die größte Schwungentfaltung zeigt sich in der Verstärkung – aber dafür braucht es Schubkraft aus der Hinterhand. Der Reiter soll sich das Pferd als einen Bogen vorstellen, der gespannt und entspannt wird. Indem er das Pferd vor dem Zulegen beispielsweise in einer Volte aufnimmt oder im Schultervor das Hinterbein aktiviert, spannt er den Bogen und kann daraus hervorragend die Tritte und Sprünge vergrößern.


Richtig sitzen

Ein ausbalancierter Sitz ist nicht nur bei der Schwungentwicklung das A und O. Mit Ausgleichssport, Yoga oder Dehnübungen trainiert der Reiter Ausdauer und Beweglichkeit. Wer sich nicht den Bewegungen des Pferdes anpassen kann, verhindert schwungvolle Bewegungen.


Maria hilf

Besonders schwungvolle Pferde sind gar nicht so leicht zu sitzen. Bevor der Reiter im Sattel verkrampft, mit den Knien klemmt oder sich am Zügel festhält, kann er sich einen sogenannten „MariaHilf“-Riemen vorn an den Sattel schnallen, um unabhängig von der Hand in den Bewegungen mitschwingen zu können. Meist reicht es schon, nur mit den kleinen Fingern in den Riemen zu greifen um die Hand tief und ruhig halten zu können.

Praxis-Tipps für das Geraderichten

Die Skala der Ausbildung: Geraderichtung

Besser reiten - Praxistipps für das Geraderichten

Skala der Ausbildung - Foto: Stefan Lafrentz

 

Geraderichtung ist gleichmäßiges Gymnastizieren beider Körperhälften zum Ausgleichen der natürlichen Schiefe des Pferdes. Foto: Stefan Lafrentz


Warendorf (fn-press). Im Rahmen der Themenwoche zur Skala der Ausbildung, dreht es sich jetzt um die Geraderichtung. Damit ist das gleichmäßige Gymnastizieren beider Körperhälften zum Ausgleichen der natürlichen Schiefe des Pferdes gemeint. Geraderichtung ist einer der sechs Punkte der Skala der Ausbildung. Dazu gehören außerdem Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung und Versammlung. Die Skala der Ausbildung ist nicht nur das Fundament der klassischen Reitlehre, sondern auch der Grundstein für eine harmonische Reiter-Pferd-Beziehung.


Das Geraderichten dient dazu, die natürliche Schiefe auszugleichen, die jedes Pferd von Natur aus mitbringt. Ein Pferd, das geradegerichtet ist, bewegt sich mit Vorder- und Hinterbeinen auf einer Hufschlaglinie, das heißt also, dass das jeweils gleichseitige Beinpaar auf einer Linie geht und die Längsachsen aufeinander ausgerichtet sind.


Das spielt eine wichtige Rolle für die Gesunderhaltung des Pferdes, denn nur so kann das Pferd das Gewicht gleichmäßig auf beide Körperhälften verteilen. Andernfalls kommt es durch das Ungleichgewicht zur einseitigen Belastung von Muskeln, Sehnen und Gelenken. Das Geraderichten und die gleichmäßige Belastung beider Seiten verhindert vorzeitigen Verschleiß und ist damit praktizierter Tierschutz.


Pferde haben eine sogenannte "hohle Seite" und eine "Zwangseite". Wenn das Pferd nach rechts schief ist, dann hat es rechts die hohle Seite. Das merkt der Reiter daran, dass


das Pferd nicht sicher an den rechten Zügel herantritt, sich aber auf den linken vermehrt stützt.

das Pferd in Rechtwendungen über die Schulter nach außen ausweicht und zum Beispiel Volten oft zu groß werden.

der Linksgalopp sicherer und ausbalancierter ist und das Pferd auch fliegende Wechsel nach links besser springt.

der Reiter vor allem im Rechtsgalopp nach links gesetzt wird und in der Hüfte einknickt.

Ursache ist immer die Schiefe des Pferdes: Das rechte Hinterbein fußt außen an der Spur des Vorderbeins vorbei und entwickelt weniger Schub. Das linke Hinterbein trägt mehr zur Schubkraft bei und dadurch wird das linke Vorderbein mehr belastet. Bei einem Pferd, das nach links schief ist, treffen diese Punkte andersherum zu.


Praxis-Tipps für das Geraderichten

Schultervor

Beim Schultervor wird die Vorhand auf die Hinterhand eingerichtet, so dass das innere Hinterbein in Richtung zwischen die Vorderbeine tritt. Das äußere Hinterbein fußt weiter in die Spur des äußeren Vorderbeins, das Pferd muss also insgesamt mit den Hinterbeinen schmaler spuren und vermehrt Last aufnehmen. Das Schultervor ermöglicht damit nicht nur die Geraderichtung, sondern fördert auch die Versammlung. Besonders die Galopparbeit lässt sich mit dem Schultervor verbessern, weil das innere Hinterbein weiter unter den Schwerpunkt springt. Auch zur Vorbereitung und zum Beenden von Lektionen wie zum Beispiel Traversalen oder beim Anreiten von schmalen Hindernissen ist das Schultervor sehr nützlich.


Weg von der Wand

Die Bande kann als Begrenzung hilfreich sein, sie kaschiert aber auch Gleichgewichtsprobleme und mangelnde Geraderichtung. Das Reiten auf dem zweiten oder dritten Hufschlag sollte deshalb immer wieder ins Training eingebaut und auf eine sehr korrekte Linienführung geachtet werden. Vor allem im Galopp merkt der Reiter sehr schnell, ob er das Pferd wirklich gerade vor sich und sicher eingerahmt hat. Und auch in der Trabarbeit ist es durchaus sinnvoll, immer mal wieder ganz bewusst den ersten Hufschlag zu verlassen und zu fühlen, ob das Pferd sicher an beide Zügel herantritt. Auch das Einhalten der korrekten Hufschlaglinien – etwa bei Schlangenlinien oder Volten – stellt eine gute Überprüfung des Geraderichtens dar.


Stellung und Biegung

Gleichmäßige Längsbiegung auf beiden Händen macht das Pferd geschmeidig, beweglich und elastisch. Der Fachbegriff hierfür ist Geraderichtende Biegearbeit. Die seitliche Rumpfmuskulatur wird gedehnt und gekräftigt, die natürliche Schiefe ausgeglichen. Dabei ist es wichtig, beide Hände gleichmäßig zu gymnastizieren und nicht nur auf der Schokoladenseite zu reiten. Der Reiter sollte alle Übungen auf der besseren Seite beginnen und sie dann auch auf der schlechteren Hand durchführen. Die geraderichtende Biegearbeit mit Zirkeln, Schlangenlinien und Volten hilft hierbei.

FN Besser Reiten - Geraderichtung

Drei versammelnde Übungen für die Praxis

Die Skala der Ausbildung: Versammlung

Besser reiten - Praxistipps für die versammelnde Arbeit

Skala der Ausbildung - Foto: Thoms Lehmann 

Versammlung ist nur wertvoll, wenn Fleiß und Takt erhalten bleiben.


Warendorf (fn-press). Was ist eigentlich Versammlung? Mit Versammlung ist das Ausbalancieren auf kleinerer Grundfläche mit energisch herangeschlossenen Hinterbeinen in guter Selbsthaltung gemeint. Eine Themenwoche beschäftigt sich aktuell mit der Skala der Ausbildung und Versammlung ist einer der sechs Punkte der Skala der Ausbildung. Dazu gehören außerdem Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung und Geraderichtung. Die Skala der Ausbildung ist nicht nur das Fundament der klassischen Reitlehre, sondern auch der Grundstein für eine harmonische Reiter-Pferd-Beziehung.


Versammlung ist nur wertvoll, wenn Fleiß und Takt erhalten bleiben. „Ein ganz wichtiger Punkt bei der versammelnden Arbeit ist, dass man immer daran denken muss, dass das für das Pferd wirklich anstrengend ist. Das ist ungefähr vergleichbar mit der Kniebeuge beim Menschen“, sagt Lina Otto, Pferdewirtschaftsmeisterin und FN-Ausbildungsexpertin. Der Reiter solle die Anforderungen langsam steigern und dem Pferd zwischendurch immer wieder genügend Pausen geben, um die Muskulatur zu entspannen. „Wir sagen in der klassischen Reitlehre, nach jeder Reprise versammelnde Arbeit folgt eine Reprise im frischen Vorwärts, um einfach einen guten Wechsel zwischen Tragkraft und Schubkraft zu schaffen.“


Drei versammelnde Übungen für die Praxis

Galopp-Schritt-Übergänge

Übergänge sind auch hier ein wichtiges Mittel. Wird eine Gangart übersprungen, wie beim Galopp- Schritt-Übergang, sind die Wechsel gleich deutlich anspruchsvoller und dienen der Hinführung zur Versammlung. Einen ähnlichen Effekt haben auch ganze Paraden aus dem Versammelten Trab: Wer aus dem schwungvollen Trab harmonisch in ein geschlossenes Halten parieren kann, der ist auf dem Weg zur Lastaufnahme schon ein gutes Stück vorangekommen.


Zirkel verkleinern

Beim Zirkel verkleinern fordert der Reiter sein Pferd auf, mehr Last auf der Hinterhand aufzunehmen – je kleiner der Zirkel, desto höher das Maß an Tragkraft. Wichtig ist hierbei der Erhalt von Takt, Fleiß und Schwung – bereitet das Traben auf der kleinen Wendung dem Pferd noch Schwierigkeiten, lieber erstmal wieder vergrößern und die Qualität der Grundgangart wieder herstellen. Beim Vergrößern des Zirkels auch gerne an Zulegen denken um einen guten Wechsel zwischen Schub- und Tragkraftanforderung zu schaffen.


Volten

Volten sind ein Kraftakt fürs Pferd, denn korrekt geritten fordern sie viel Tragkraft von der Hinterhand des Pferdes.

FN Besser Reiten - Versammlung


Besser Reiten – 3 Tipps für einen sicheren Takt

Die Skala der Ausbildung: Takt - Foto: Thoms Lehmann


Warendorf (fn-press). Sie ist das Fundament der klassischen Reitlehre: Die Skala der Ausbildung. Sie ist auf das Wohlbefinden und die Gesunderhaltung des Pferdes ausgerichtet. Ein Pferd, das nach den Grundsätzen der klassischen Reitlehre ausgebildet wird, hat Vertrauen zum Reiter, arbeitet gern mit diesem zusammen, zeigt sich zufrieden und leistungsbereit. Das ist der Grundstein für eine harmonische Reiter-Pferd-Beziehung, egal auf welchem sportlichen Level oder in welcher Disziplin. Takt, Losgelassenheit, Anlehung, Schwung, Geraderichtung und Versammlung sind die sechs Punkte der Skala der Ausbildung. "Tatsächlich gehören aber noch die beiden übergeordneten Punkte Durchlässigkeit und die Verbesserung des Gleichgewichts dazu", erklärt Thies Kaspareit, Leiter der der Abteilung Ausbilung der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN).


Taktmäßige Bewegungen sind die Grundvoraussetzung für jede weitere Arbeit. Takt hat viel mit dem richtigen Tempo zu tun. Ein dauerhaft falsch gewähltes Tempo erschwert es dem Pferd, Gleichgewicht und Takt zu finden. Sein Auge und Gefühl für das individuelle Wohlfühltempo des Pferdes und seine Bewegungsabläufe zu schulen, ist eine Aufgabe für alle Reiter*innen und Ausbilder*innen.


Schritt - Viertakt

Erkennt man deutlich am Klang. Schreitet das Pferd geregelt, bilden das Vorder- und Hinterbein auf einer Seite für einen kurzen Moment ein V.


Trab - Zweitakt

Die diagonalen Beinpaare fußen parallel ab. Das heißt vorne links und hinten rechts, Schwebephase, vorne rechts und hinten links, Schwebephase.


Galopp - Dreitakt in sechs Phasen

Eine Besonderheit des Galopps ist der sogenannte Handgalopp: Je nachdem welches seitliche Beinpaar weiter vorgreift, sprechen wir von Links- oder Rechtsgalopp, im Handgalopp ist es stets das innere Beinpaar.


Besser Reiten – 3 Tipps für einen sicheren Takt

Hoch und runter

Egal in welcher Gangart, bergauf und bergab zu reiten, sollte fest in den Trainingsplan. Das fördert nicht nur Kondition und Trittsicherheit, sondern dient dem Gleichgewicht des Pferdes und schult den Takt. Dabei ist es wichtig, das Tempo vor allem bergab nicht zu eilig zu wählen.


An sich selbst denken

Der Reiter sollte sich fragen: Sitze ich richtig, ausbalanciert uns losgelassen auf dem Pferd? Wer gut sitzt, gibt seinem Pferd die Möglichkeit, sich im Takt zu bewegen. Aufwärmen vor dem Reiten aber auch Stabilisations- und Dehnübungen für die Mittelpositur können euch dabei helfen.


Can you feel the beat?

Das Pferd gibt den Takt vor. Um diesen auch gemeinsam zu finden, schaut das Pferd einmal ohne Reiter genau an. Lasst es also frei laufen oder longiert und überprüft in allen drei Grundgangarten den Takt. Zählt mit und merkt euch den Rhythmus. Vielleicht gibt es dazu ein passendes Lied? Diesen Rhythmus sollte sich der Reiter auch im Sattel wieder vor Augen führen, um so den Takt des Pferdes nicht zu stören, sondern zu fördern.

5 Tipps für mehr Losgelassenheit

Die Skala der Ausbildung: Losgelassenheit - Foto: Thoms Lehmann


Warendorf (fn-press). Was bedeutet eigentlich Losgelassenheit? Die Skala der Ausbildung umfasst die sechs Punkte: Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung, Geraderichtung und Versammlung und ist nicht nur das Fundament der klassischen Reitlehre, sondern auch der Grundstein für eine harmonische Reiter-Pferd-Beziehung.


"Von Losgelassenheit spricht man, wenn das Pferd unverkrampft seine Muskulatur einsetzen kann und gelassen mitarbeitet. Es gibt also immer die Komponenten körperlich und mental", sagt Lina Otto, Pferdewirtschaftsmeisterin und FN-Ausbildungsexpertin. Das losgelassene Pferd dehnt sich vertrauensvoll an das Gebiss heran – es bewegt sich in Dehnungshaltung und lässt den Hals aus dem Widerrist heraus fallen. Diese Dehnungsbereitschaft ist die Grundvoraussetzung für das Erarbeiten einer korrekten Anlehnung und nimmt damit eine Schlüsselfunktion ein. Die Losgelassenheit äußert sich für den Reiter darin, dass er auf dem Pferd zum Sitzen und Treiben kommt. Losgelassene Pferde bewegen sich fleißig, ohne eilig zu sein. Auf einem Pferd, das losgelassen über den Rücken arbeitet, kommt der Reiter gut zum Sitzen und Treiben.


5 Tipps für mehr Losgelassenheit


Gezielte Atemübungen

Das Pferd kann nicht losgelassener sein als der Mensch im Sattel. Deshalb sind Balance- und Dehnübungen eine gute Ergänzung zum Reiten, um losgelassen im Sattel Platz zu nehmen. Aber auch die innere Losgelassenheit ist entscheidend. Gezielte Atemübungen vor dem Aufsitzen oder auch im Sattel lenken die Aufmerksamkeit nach innen und beruhigen.


Leichter Sitzen

Der Reiter kann in der Lösungsphase im Galopp immer wieder den leichten Sitz einbauen und so dem Pferd die Möglichkeit geben, loszulassen. Auch in der Arbeitsphase kann der Reiter zurück ins Leichttraben oder in den leichten Sitz wechseln, wenn er merkt, dass die gemeinsame Losgelassenheit verloren geht.


Schwing die Hufe

Trabt das Pferd über niedrige Cavaletti, muss es seine Gliedmaßen höher anheben und weiter vorschwingen. Auch im Galopp fußt das Pferd dynamischer ab. Das hebt den Rücken und fördert neben der Losgelassenheit auch den Muskelaufbau.


Locker flockig

Nur losgelassene Muskulatur kann sich positiv entwickeln. Daher liegt der Schlüssel zu einem starken Rücken in der lösenden Arbeit: Regelmäßiges Zügel-aus-der-Hand-kauen-Lassen fördert die Dehnungsbereitschaft und verhindert Verspannung. Gerade wenn der Reiter mit seinem Pferd Neues lernt, ist es wichtig, immer wieder auf diese Übung zurückzukommen und das Wohlbefinden zu erhalten.


Wundermittel Übergänge

Übergänge sind wahre Wundermittel: Flüssig von hinten nach vorne über den Rücken geritten, verbessern sie die Muskeltätigkeit. Insbesondere die Übergänge zwischen Arbeitstrab und Arbeitsgalopp sind gut für den Rücken.



Tipps für eine feinere Anlehnung

Die Skala der Ausbildung: Anlehnung

Besser reiten - Praxistipps für eine feinere Anlehnung

Die Skala der Ausbildung - Foto: Thoms Lehmann 


Die Anlehnung ist eine stete, weich federnde Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul. Foto: Thoms Lehmann


Warendorf (fn-press). Was ist eigentlich Anlehnung? Definiert ist sie als eine stete, weich federnde Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul. Die Anlehnung ist einer der sechs Punkte der Skala der Ausbildung. Dazu gehören außerdem Takt, Losgelassenheit, Schwung, Geraderichtung und Versammlung. Die Skala der Ausbildung ist nicht nur das Fundament der klassischen Reitlehre, sondern auch der Grundstein für eine harmonische Reiter-Pferd-Beziehung.


Korrekte Anlehnung entsteht durch Treiben von hinten nach vorn – an die Hand heran. Nur wenn sich das Pferd losgelassen an das Gebiss herandehnt, entsteht eine konstante Verbindung zwischen Reiterhand und Pferdemaul und nur daraus kann sich Anlehnung entwickeln.


Vom Pferd gesucht, vom Reiter gestattet - Dieser Grundsatz stellt klar, dass Anlehnung das Vertrauen zur Reiterhand braucht. Wer Anlehnung nur mit dem Zügel oder mit Zwang zu erreichen versucht, befindet sich in einer Sackgasse.


Dabei ist zunächst egal, in welcher Kopf-Hals-Haltung das Pferd sich befindet. Auch ein Springpferd, das zum Sprung galoppiert, mit etwas höherer Nase, befindet sich in Anlehnung.


Tipps für eine feinere Anlehnung

Reiten mit einer Hand

Wer beide Zügel in eine Hand nimmt, führt das Gebiss ruhiger und leichter. Viele Pferde danken dies mit verbesserter Selbsthaltung und Herantreten an die Reiterhand. Auch das Überstreichen und das Zügel-aus-der-Hand-kauen-Lassen fördern eine feine Verbindung.


Auf einer Linie

Zwischen Pferdemaul und Reiterhand verläuft immer eine gerade Linie. Hat die Linie einen Knick, ist meistens der Zügel zu lang oder die Hand zu hoch. Beides provoziert Anlehnungsprobleme durch zu starke Einwirkung.


Ringfinger Richtung Pferdemaul

Der Mensch lernt in Bildern. Wer sich vorstellt, dass der Ringfinger wie mit einem Magnet vom Gebissring angezogen wird, schafft eine weichere Verbindung zum Pferdemaul.


Schultern lockern

Viele Reiter halten unbewusst die Luft an und verspannen sich dadurch im Schultergürtel. Negative Folge: Die Hand wird fest, die Anlehnung auch. Daher: In jeder Ecke ausatmen und die Hände nach vorne-unten sinken lassen.


Sitzt, passt und hat Luft

Vor der Anlehnung sieht die Skala der Ausbildung die Losgelassenheit. Und die kann das Pferd nur erreichen, wenn Gebiss und Reithalfter passend und pferdegerecht verschnallt sind. Ein strammes Reithalfter bereitet dem Pferd Unwohlsein – schlechte Voraussetzungen für eine feine Anlehnung.


Spiegel der Ausbildung

Die Qualität der Anlehnung sagt eine Menge über die Ausbildung des Pferdes aus. Fehler in der Verbindung haben ihre Ursache stets in einem anderen Punkt der Skala der Ausbildung. Das Pferd trägt sich nicht und stützt sich auf die Hand? Dann heißt es, die Hinterhand zu aktivieren, sprich die Versammlungsbereitschaft zu fördern.


Rahmen zulassen

Nur mit entsprechender Rahmenerweiterung hat das Hinterbein genügend Platz um weit unter den Körper zu schwingen. Dabei hilft die Vorstellung, die Zügel seien zwei Besenstiele mit denen das Gebiss nach vorne geschoben wird.


Haltung bewahren

In der Arbeitshaltung trägt das Pferd das Genick als höchsten Punkt, in der Dehnungshaltung lässt es aus dem Widerrist heraus den Hals fallen und dehnt sich nach vorwärts-abwärts. Ein Mischmasch aus beiden Haltungen gilt es zu vermeiden, das Wechselspiel zwischen Entspannen und Arbeiten fördert die Selbsthaltung und damit die gute Anlehnung.


Wer nachgibt, gewinnt

Eine gute Anlehnung setzt einen ausbalancierten, losgelassenen Reiter voraus. Wer nicht geschmeidig zum Sitzen kommt, vergisst oft das Nachgeben. Hier hilft eine abwechslungsreiche Trainingsgestaltung mit Sitzübungen, Springgymnastik und Reiten im Gelände.

Tipps für die Praxis zum Schwung

Die Skala der Ausbildung: Schwung

Besser reiten - Praxistipps für mehr Schwung

Skala der Ausbildung - Foto: Thoms Lehmann

Schwung entsteht erst, wenn der Rücken losgelassen schwingt. Foto: Thoms Lehmann


Warendorf (fn-press). Was genau ist der Schwung? Im Rahmen der Themenwoche zur Skala der Aubildung geht es jetzt um den Schwung. Damit ist die Übertragung des energischen Impulses aus der Hinterhand über den schwingenden Rücken auf die Gesamt-Vorwärts-Bewegung des Pferdes gemeint. Schwung ist einer der sechs Punkte der Skala der Ausbildung. Dazu gehören außerdem Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Geraderichtung und Versammlung. Die Skala der Ausbildung ist nicht nur das Fundament der klassischen Reitlehre, sondern auch der Grundstein für eine harmonische Reiter-Pferd-Beziehung.


Schwung entsteht erst, wenn der Rücken losgelassen schwingt. Es besteht also ein wichtiger Zusammenhang zwischen Losgelassenheit, Rückentätigkeit und Schwung. Dabei hat Schwung nichts mit Tempo zu tun.


Der Schritt hat keine Schwebephase und ist keine schwunghafte Gangart. Trab und Galopp haben eine Schwebephase und sind daher von Natur aus schwunghaft. Schwungvoll werden Bewegungen, wenn sich die Momente der Schwebephase verlängern – daran gilt es, zu arbeiten.


Tipps für die Praxis zum Schwung

Ruhe bewahren

Schwungentfaltung hat nichts mit schnellerem Reiten zu tun. Bei Verstärkungen ist es also wichtig, die Frequenz des Tempos zu halten und lediglich die Tritte und Sprünge größer werden zu lassen.


Übergänge – aber vorbereitet

Die größte Schwungentfaltung zeigt sich in der Verstärkung – aber dafür braucht es Schubkraft aus der Hinterhand. Der Reiter soll sich das Pferd als einen Bogen vorstellen, der gespannt und entspannt wird. Indem er das Pferd vor dem Zulegen beispielsweise in einer Volte aufnimmt oder im Schultervor das Hinterbein aktiviert, spannt er den Bogen und kann daraus hervorragend die Tritte und Sprünge vergrößern.


Richtig sitzen

Ein ausbalancierter Sitz ist nicht nur bei der Schwungentwicklung das A und O. Mit Ausgleichssport, Yoga oder Dehnübungen trainiert der Reiter Ausdauer und Beweglichkeit. Wer sich nicht den Bewegungen des Pferdes anpassen kann, verhindert schwungvolle Bewegungen.


Maria hilf

Besonders schwungvolle Pferde sind gar nicht so leicht zu sitzen. Bevor der Reiter im Sattel verkrampft, mit den Knien klemmt oder sich am Zügel festhält, kann er sich einen sogenannten „MariaHilf“-Riemen vorn an den Sattel schnallen, um unabhängig von der Hand in den Bewegungen mitschwingen zu können. Meist reicht es schon, nur mit den kleinen Fingern in den Riemen zu greifen um die Hand tief und ruhig halten zu können.

Praxis-Tipps für das Geraderichten

Die Skala der Ausbildung: Geraderichtung

Besser reiten - Praxistipps für das Geraderichten

Skala der Ausbildung - Foto: Stefan Lafrentz

 

Geraderichtung ist gleichmäßiges Gymnastizieren beider Körperhälften zum Ausgleichen der natürlichen Schiefe des Pferdes. Foto: Stefan Lafrentz


Warendorf (fn-press). Im Rahmen der Themenwoche zur Skala der Ausbildung, dreht es sich jetzt um die Geraderichtung. Damit ist das gleichmäßige Gymnastizieren beider Körperhälften zum Ausgleichen der natürlichen Schiefe des Pferdes gemeint. Geraderichtung ist einer der sechs Punkte der Skala der Ausbildung. Dazu gehören außerdem Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung und Versammlung. Die Skala der Ausbildung ist nicht nur das Fundament der klassischen Reitlehre, sondern auch der Grundstein für eine harmonische Reiter-Pferd-Beziehung.


Das Geraderichten dient dazu, die natürliche Schiefe auszugleichen, die jedes Pferd von Natur aus mitbringt. Ein Pferd, das geradegerichtet ist, bewegt sich mit Vorder- und Hinterbeinen auf einer Hufschlaglinie, das heißt also, dass das jeweils gleichseitige Beinpaar auf einer Linie geht und die Längsachsen aufeinander ausgerichtet sind.


Das spielt eine wichtige Rolle für die Gesunderhaltung des Pferdes, denn nur so kann das Pferd das Gewicht gleichmäßig auf beide Körperhälften verteilen. Andernfalls kommt es durch das Ungleichgewicht zur einseitigen Belastung von Muskeln, Sehnen und Gelenken. Das Geraderichten und die gleichmäßige Belastung beider Seiten verhindert vorzeitigen Verschleiß und ist damit praktizierter Tierschutz.


Pferde haben eine sogenannte "hohle Seite" und eine "Zwangseite". Wenn das Pferd nach rechts schief ist, dann hat es rechts die hohle Seite. Das merkt der Reiter daran, dass


das Pferd nicht sicher an den rechten Zügel herantritt, sich aber auf den linken vermehrt stützt.

das Pferd in Rechtwendungen über die Schulter nach außen ausweicht und zum Beispiel Volten oft zu groß werden.

der Linksgalopp sicherer und ausbalancierter ist und das Pferd auch fliegende Wechsel nach links besser springt.

der Reiter vor allem im Rechtsgalopp nach links gesetzt wird und in der Hüfte einknickt.

Ursache ist immer die Schiefe des Pferdes: Das rechte Hinterbein fußt außen an der Spur des Vorderbeins vorbei und entwickelt weniger Schub. Das linke Hinterbein trägt mehr zur Schubkraft bei und dadurch wird das linke Vorderbein mehr belastet. Bei einem Pferd, das nach links schief ist, treffen diese Punkte andersherum zu.


Praxis-Tipps für das Geraderichten

Schultervor

Beim Schultervor wird die Vorhand auf die Hinterhand eingerichtet, so dass das innere Hinterbein in Richtung zwischen die Vorderbeine tritt. Das äußere Hinterbein fußt weiter in die Spur des äußeren Vorderbeins, das Pferd muss also insgesamt mit den Hinterbeinen schmaler spuren und vermehrt Last aufnehmen. Das Schultervor ermöglicht damit nicht nur die Geraderichtung, sondern fördert auch die Versammlung. Besonders die Galopparbeit lässt sich mit dem Schultervor verbessern, weil das innere Hinterbein weiter unter den Schwerpunkt springt. Auch zur Vorbereitung und zum Beenden von Lektionen wie zum Beispiel Traversalen oder beim Anreiten von schmalen Hindernissen ist das Schultervor sehr nützlich.


Weg von der Wand

Die Bande kann als Begrenzung hilfreich sein, sie kaschiert aber auch Gleichgewichtsprobleme und mangelnde Geraderichtung. Das Reiten auf dem zweiten oder dritten Hufschlag sollte deshalb immer wieder ins Training eingebaut und auf eine sehr korrekte Linienführung geachtet werden. Vor allem im Galopp merkt der Reiter sehr schnell, ob er das Pferd wirklich gerade vor sich und sicher eingerahmt hat. Und auch in der Trabarbeit ist es durchaus sinnvoll, immer mal wieder ganz bewusst den ersten Hufschlag zu verlassen und zu fühlen, ob das Pferd sicher an beide Zügel herantritt. Auch das Einhalten der korrekten Hufschlaglinien – etwa bei Schlangenlinien oder Volten – stellt eine gute Überprüfung des Geraderichtens dar.


Stellung und Biegung

Gleichmäßige Längsbiegung auf beiden Händen macht das Pferd geschmeidig, beweglich und elastisch. Der Fachbegriff hierfür ist Geraderichtende Biegearbeit. Die seitliche Rumpfmuskulatur wird gedehnt und gekräftigt, die natürliche Schiefe ausgeglichen. Dabei ist es wichtig, beide Hände gleichmäßig zu gymnastizieren und nicht nur auf der Schokoladenseite zu reiten. Der Reiter sollte alle Übungen auf der besseren Seite beginnen und sie dann auch auf der schlechteren Hand durchführen. Die geraderichtende Biegearbeit mit Zirkeln, Schlangenlinien und Volten hilft hierbei.

FN Besser Reiten - Geraderichtung

Drei versammelnde Übungen für die Praxis

Die Skala der Ausbildung: Versammlung

Besser reiten - Praxistipps für die versammelnde Arbeit

Skala der Ausbildung - Foto: Thoms Lehmann 

Versammlung ist nur wertvoll, wenn Fleiß und Takt erhalten bleiben.


Warendorf (fn-press). Was ist eigentlich Versammlung? Mit Versammlung ist das Ausbalancieren auf kleinerer Grundfläche mit energisch herangeschlossenen Hinterbeinen in guter Selbsthaltung gemeint. Eine Themenwoche beschäftigt sich aktuell mit der Skala der Ausbildung und Versammlung ist einer der sechs Punkte der Skala der Ausbildung. Dazu gehören außerdem Takt, Losgelassenheit, Anlehnung, Schwung und Geraderichtung. Die Skala der Ausbildung ist nicht nur das Fundament der klassischen Reitlehre, sondern auch der Grundstein für eine harmonische Reiter-Pferd-Beziehung.


Versammlung ist nur wertvoll, wenn Fleiß und Takt erhalten bleiben. „Ein ganz wichtiger Punkt bei der versammelnden Arbeit ist, dass man immer daran denken muss, dass das für das Pferd wirklich anstrengend ist. Das ist ungefähr vergleichbar mit der Kniebeuge beim Menschen“, sagt Lina Otto, Pferdewirtschaftsmeisterin und FN-Ausbildungsexpertin. Der Reiter solle die Anforderungen langsam steigern und dem Pferd zwischendurch immer wieder genügend Pausen geben, um die Muskulatur zu entspannen. „Wir sagen in der klassischen Reitlehre, nach jeder Reprise versammelnde Arbeit folgt eine Reprise im frischen Vorwärts, um einfach einen guten Wechsel zwischen Tragkraft und Schubkraft zu schaffen.“


Drei versammelnde Übungen für die Praxis

Galopp-Schritt-Übergänge

Übergänge sind auch hier ein wichtiges Mittel. Wird eine Gangart übersprungen, wie beim Galopp- Schritt-Übergang, sind die Wechsel gleich deutlich anspruchsvoller und dienen der Hinführung zur Versammlung. Einen ähnlichen Effekt haben auch ganze Paraden aus dem Versammelten Trab: Wer aus dem schwungvollen Trab harmonisch in ein geschlossenes Halten parieren kann, der ist auf dem Weg zur Lastaufnahme schon ein gutes Stück vorangekommen.


Zirkel verkleinern

Beim Zirkel verkleinern fordert der Reiter sein Pferd auf, mehr Last auf der Hinterhand aufzunehmen – je kleiner der Zirkel, desto höher das Maß an Tragkraft. Wichtig ist hierbei der Erhalt von Takt, Fleiß und Schwung – bereitet das Traben auf der kleinen Wendung dem Pferd noch Schwierigkeiten, lieber erstmal wieder vergrößern und die Qualität der Grundgangart wieder herstellen. Beim Vergrößern des Zirkels auch gerne an Zulegen denken um einen guten Wechsel zwischen Schub- und Tragkraftanforderung zu schaffen.


Volten

Volten sind ein Kraftakt fürs Pferd, denn korrekt geritten fordern sie viel Tragkraft von der Hinterhand des Pferdes.

FN Besser Reiten - Versammlung
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